Gedenkfahrt 2020

Impressionen des Tages

Gebet

Gott,

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Und doch erlebe ich es immer wieder anders. Es verletzt meine Würde

  • eine Arbeit zu tun, die mich ausbeutet.
  • keine Privatsphäre zu haben.
  • nur nach meinem Äußeren beurteilt zu werden.
  • nicht selbstbestimmt entscheiden zu können.
  • nicht respektvoll behandelt zu werden.
  • betrogen und ausgenutzt zu werden.
  • nur nach meinem Nutzen oder Wert beurteilt zu werden.

Ich kann mir da noch viel mehr überlegen. Allerdings bin ich nicht nur Opfer.

Was bedeutet es, wenn ich im Auto den dummen Fahrradfahrer beleidige, der mir im Weg ist?

Was bedeutet es, wenn ich als Anwohner allen Motorradfahrern einen Unfall wünsche, damit endlich Ruhe ist.

Was bedeutet es, wenn ich bei der Bewerbung den Farbigen wegen der Fremdheit aussortiere?

Was bedeutet es, wenn ich nur auf meinen Vorteil bedacht bin und dabei die Schwäche anderer ausnutze?

Was bedeutet es, wenn es mir egal ist, wie unser Staat mit Menschen umgeht?


Es verletzt nicht nur meine Würde….


In deinen Augen ist jeder Mensch kostbar. Bitte hilf mir, dass ich jedem Menschen seine Würde zugestehe.

  • Ich will unter den Helm, hinter das Visier und durch die Frontscheibe schauen.
  • Ich will mich und meine Urteile bremsen.
  • Ich will nicht rücksichtslos meinen Vorteil suchen.
  • Ich will den Menschen mit seiner Würde im Gegenüber sehen.
Ich will mit kleinen Schritten anfangen: Die Würde des Menschen ist unantastbar.


Amen

Impuls

Die Würde des Menschen ist unantastbar – selbstverständlich, so steht es im Grundgesetz. Auch wir als Christen achten die Würde jedes einzelnen. Schließlich ist in den Augen Gottes jeder Mensch kostbar. Und doch: Die Würde des Menschen wird nicht nur angetastet, sie wird verletzt, zerstört, geraubt — jeden Tag. Man braucht nur Nachrichten zu lesen...
Es gibt aber Dinge, die bei uns geschehen, die kein Amnesty International anprangert, die wir aber dennoch demütigend erleben, entwürdigend, unter unserer Würde.

  • eine Arbeit zu tun, die ausbeutet.
  • keine Privatsphäre zu haben.
  • nur nach dem Äußeren beurteilt zu werden.
  • nicht selbstbestimmt entscheiden zu können.
  • nicht respektvoll behandelt zu werden.
  • betrogen und ausgenutzt zu werden.
  • nur nach meinem Nutzen oder Wert beurteilt zu werden..

Was bedeutet es also, wenn ich an solchen Handlungen beteiligt bin? Mich an unterlegenen Personen vergreife? Wenn ich meine Position, Macht, Herkunft oder Gruppenzugehörigkeit missbrauche, um die Würde und Integrität von Menschen zu beschädigen, weil ich davon einen Vorteil habe, es mir gleichgültig ist oder ich es gar nicht wahrnehme?

Ich nehme den anderen nicht als Mensch mit eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Leben war. Ich sehe ihn nur nach Wert oder Nutzen, nicht als Geschöpf Gottes in seiner Würde.

Jeder Mensch kommt von Gott und hat von dorther seine unveräußerliche Würde. Jeder Mensch hat das Recht, so angesehen, angesprochen, so behandelt zu werden: als jemand, die/der von Gott kommt und mir gleich ist.

Und was mir auch auffällt — ich beraube mich manchmal selbst meiner Würde. (Auch wenn das ein leicht anderer Begriff von Würde ist – eher im Sinn von Würdenträger.) Wenn ich nämlich so wütend werde, dass ich andere beleidigen und damit herabsetzen muss, um mich wieder gut zu fühlen. Wenn ich mich auf das gleiche, niedrige Niveau bei Provokationen einlasse und der Hass und die Wut in mir die Oberhand gewinnt. Wenn ich bewusst Dümmere manipuliere und ausnutze. Oder auch einfach nur, wenn ich verallgemeinere und auf die Autofahrer, die Motorradfahrer, die Fahrradfahrer oder die Fußgänger schimpfe, weil sie mir gerade im Weg sind.

In dem ich Ihnen die Würde abspreche, verliere ich sie selbst.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Gedenken

Das würdigste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht nicht auf irgendeinem Platz, sondern im Herzen seiner Mitmenschen. (frei nach Albert Schweizer)



Konkret setzen wir in diesem Jahr 23 im Verkehr gestorbene Motorradfahrerinnen und –fahrern in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen in diesem Sinn ein Denkmal und trauern um sie. Es tut weh, aber es gibt noch Schönes und Wunderbares. Wir tragen es tief innen im Herzen, als Erinnerung…

Segen

Geht mit der Einsicht, dass wir als Christen Verantwortung für diese Welt tragen.
Geht mit der Aussicht, dass wir Machtspiele, Rücksichtslosigkeit, Hass und Ungerechtigkeit nicht nötig haben, weil wir alle als Kinder Gottes in Würde leben können.
Geht mit der Absicht, Schranken zu überwinden und in Wort und Tat für Menschenwürde einzutreten.
So segne und behüte euch Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen